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Ausgabe: Dezember 2021


Liebe Mitglieder
Immer wieder taucht in Fachkreisen die Frage der Anerkennung und Vollstreckung von Mediationsvereinbarungen auf. Zwar haben Gerichte, Anwältinnen, Friedensrichter oder Rechtsschutzversicherungen heute die Möglichkeit, die Beteiligten an einem Konflikt auf die Möglichkeit der Streitbelegung mittels Mediation hinzuweisen und nutzen diese auch zunehmend. Doch für die beteiligten Konfliktparteien bleibt es eine grosse Hürde, wenn sie sich vom Gericht oder Vermittlern in eine Mediation geschickt oder gar gedrängt fühlen. Bezeichnet wird es als Mediations-Paradox: Während immer mehr Menschen von der Mediation als Verfahren zur Beilegung von Konflikten wissen, kommt sie gleichzeitig nach wie vor (viel) zu wenig zum Einsatz – auch, weil die Freiwilligkeit auf wackligen Füssen steht. Verletzt ein expliziter oder impliziter Druck womöglich das Prinzip der Freiwilligkeit der Mediation? Wie führt man potenzielle Medianden in eine Mediation, in der eigenverantwortlich und frei von Druck Regelungen zur Beilegung des Konflikts gefunden werden sollen? Oft fehlt die nachträgliche Überprüfung des Vereinbarten. Bei der Durchsetzung hapert es noch gewaltig. Wie gehen wir Mediatorinnen und Mediatoren damit um? Fragen, denen wir uns stellen müssen, wollen wir das Paradox auflösen und Mediationen zum Erfolg führen.

Jetzt, kurz vor der Weihnachtspause, verlagert sich die Thematik ins Private. Auch dort eröffnen sich mitunter Konfliktlinien, die wir mit dem Instrumentarium der Mediation entschärfen können. Etwa, wenn sich Onkel Urs nicht impfen lassen will, Schwester Regula das aber unmöglich findet und beim Treffen der Familie auf der 2G-Regel besteht. Tante Rosmarie wäre für Schnelltests, aber die Kinder machen ein Geschrei, weil sie diese Stäbchen nicht schon wieder in der Nase haben wollen. Grossmutter Evi, die noch keine Booster-Impfung erhalten und Angst hat, schlägt vor «Stille Nacht» nur mit der FFP2-Maske zu singen. Unser ganz normaler Wahnsinn also in diesen Zeiten.

Wir wünschen euch alle besinnliche Festtage und einen guten Start ins neue Jahr, bleibt gesund und frohen Mutes.



Im Namen des Vorstands:
Stephan Burkart und Cindy Weishaupt (Co-Präsidium Mediationsforum)

In dieser Ausgabe


Konzept der restaurativen Gerechtigkeit schafft es nicht in die StPO
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Opfer-Täter-Konfrontation: Türöffner für Wiedergutmachung?
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Mehr Mediationen bei Mietstreitigkeiten
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Nachbarschaftskonflikte nehmen zu
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Strafen und belohnen: Lehrpersonen im Dilemma
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Wege zur Trennung: Kanton gibt Anleitung für Scheidungen
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Bauer pflügt Pferderennbahn um - Gemeinde vermittelt
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Cassis eröffnet Genfer Friedenswoche
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Mediationszeitschrift für das Archiv
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Veranstaltungen & Weiterbildung
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Newsletter im Archiv
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Konzept der restaurativen Gerechtigkeit schafft es nicht in die StPO

In der vor Weihnachten zu Ende gegangenen Wintersession hat das Parlament die revidierte Strafprozessordnung grundsätzlich gutgeheissen. Nach dem Nationalrat hat nun auch der Ständerat zugestimmt, allerdings mit einigen wesentlichen Abweichungen. So schränkte die kleine Kammer das Teilnahmerecht von Beschuldigten an Beweiserhebungen ein und verzichtete darauf, das Konzept der sogenannten restaurativen Gerechtigkeit in die Vorlage aufzunehmen. Entschieden wurde, die Regulierung des Mediationsverfahrens in einer separaten Vorlage zu behandeln. Es sei kein Entscheid gegen das Thema selbst, eine Mediation könne durchaus sinnvoll sein, sagte Kommissionssprecher Daniel Jositsch (SP/ZH). Überwiesen wurde deshalb eine Motion, die den Bundesrat auffordert, eine Gesetzesgrundlage zur Verankerung der restaurativen Gerechtigkeit in der Strafprozessordnung (StPO) auszuarbeiten. Dieses Konzept sieht vor, dass sich beide Parteien eines Verfahrens auf eine Mediation einigen können. Deren Ergebnis kann die Strafverfolgungsbehörde berücksichtigen. Mehr zu diesem Thema hat das Portal Nau...

Opfer-Täter-Konfrontation: Türöffner für Wiedergutmachung?

Zum gleichen Thema hat die Radiosendung «Echo der Zeit» ein konkretes Beispiel gefunden und im Detail dargelegt. Es geht um den Raub in einer Postfiliale. Die Angestellte erkennt viele Jahre später einen der Täter und nimmt Kontakt zu ihm auf. Das Gespräch hilft ihr, das Erlebte zu verarbeiten. Die sogenannte restaurative Justiz will Opfer und Täter zusammenbringen. Als Therapie für die Opfer und zum Verhindern neuer Verbrechen. Kriminologin Claudia Christen, Präsidentin des Forums für restaurative Justiz, möchte, dass solche Kontakte mit dem Täter für alle Opfer eine Option sein können. Darum will sie das Verfahren im Gesetz verankern: «Wichtig wäre es, dass es so verankert würde, dass es für die Betroffenen zu jedem Zeitpunkt möglich ist, einen restaurativen Prozess zu beantragen.» Den Beitrag von Radio SRF gibt es hier...

Mehr Mediationen bei Mietstreitigkeiten

Gut 12000 neue Schlichtungsverfahren im Miet- und Pachtwesen sind im ersten Halbjahr 2021 eingeleitet worden, etwa 10 Prozent weniger als im Vorsemester. Der Rückgang bei der Zahl neuer Verfahren setzt sich damit weiter fort. Seit dem Inkrafttreten der Schweizerischen Zivilprozessordnung (ZPO) im Jahr 2011 ist dies der tiefste Wert. Zugleich wurden knapp 6 Prozent Fälle mehr erledigt als im zweiten Halbjahr 2020. Zugelegt hat mit 114 auch die Zahl der Mediationsverfahren, die im ersten Semester 2021 durchgeführt wurden. Diese Zahl geht allerdings auf nur zwei Kantone zurück. Bereits im zweiten Semester 2020 gab es 92 direkte Erledigungen im Mediationsverfahren, während davor nur vereinzelt Mediationen zum Tragen kamen. Die genauen Zahlen gibt es hier...

Nachbarschaftskonflikte nehmen zu

Laut einer Studie der Rechtsschutzversicherung Axa-Arag haben Nachbarschaftsstreitigkeiten in der Schweiz im letzten Jahr um fast ein Viertel zugenommen. In den ersten Monaten des laufenden Jahres verzeichnet sie wiederum eine stark erhöhte Zahl an solchen Konflikten. Allein Lärmklagen und Baueinsprachen haben 2020 um beachtliche 73 Prozent zugelegt. Der Grund für die Zunahme dürfte gemäss einem Bericht des Tages-Anzeigers direkt die Pandemie sein: Aufgrund von Homeoffice-Vorgaben verbrachten Angestellte viel mehr Zeit zu Hause, wodurch es häufiger zu Reibungen mit Nachbarinnen und Nachbarn kam. Der Bericht dazu im Tages-Anzeiger, «Streit eskaliert oft wegen Nichtigkeiten»...

Strafen und belohnen: Lehrpersonen im Dilemma

Regeln mit Belohnungen und Sanktionen für gutes oder schlechtes Verhalten sind in der Kindererziehung in Mode. Solche Systeme, vor allem die Bestrafungen, wirken häufig kontraproduktiv. Sie schüchtern ein oder verfestigen unerwünschtes Verhalten. Vor allem Lehrpersonen geraten im Schulalltag immer wieder in Situationen, in denen sie mit ihrem Latein am Ende sind und Kinder, die sich nicht an vereinbarte Regeln halten, für Störungen des Unterrichts bestrafen. Wenn pädagogische Fachpersonen die Kinder auch beim Erlernen gewünschter Verhaltensweisen begleiten und dabei deren Vertrauen in ihre Lern- und Entwicklungsfähigkeit stärken, bieten Regeln eine wichtige Orientierungshilfe. Eine Expertin zeigt in der NZZ am Sonntag, wie man Regeln richtig setzt…

Wege zur Trennung: Kanton gibt Anleitung für Scheidungen

Scheidungen können nervenaufreibend, mühsam, emotional und kompliziert sein. Die nötigen Informationen über alle organisatorischen oder rechtlichen Schritte zu finden, ist oft nicht einfach. Hinzu kommen Auswirkungen auf die Familie oder das Portemonnaie. Der Kanton Freiburg hat deshalb eine Übersichtskarte erstellt, eine Art Anleitung: «Etappen der Trennung und der Scheidung». Die Scheidungsanleitung sieht aus wie ein ÖV-Plan, wie die Karte des Tramnetzes einer Stadt. Den verschiedenen Linien kann man folgen und Haltestelle für Haltestelle in Richtung Scheidung fahren. Ist man sich einig, nimmt man die gelbe Linie, wenn nicht, die orange. Nicht immer braucht es anwaltliche Hilfe: «Statt dass man teure Sitzungen beim Anwalt abhält, könnte man auch die emotionalen Aspekte in einer Mediation aufarbeiten», sagt Kathrin Gabriel-Hofmann, Sozialarbeiterin bei der Anlaufstelle. Es gebe auch günstigere und konstruktivere Mittel als eine klassische Schlammschlacht vor Gericht. Das Ziel sei, dass man sich früh genug damit befasse, auf was man sich bei einer Trennung einlasse und wisse, wie man sich helfen könne. Mehr zu diesem Projekt auf der Website von SRF...

Bauer pflügt Pferderennbahn um - Gemeinde vermittelt

Die Osterrennen sind ein Traditionsanlass in Fehraltorf. Seit über 75 Jahren werden sie auf der Pferderennbahn der Zürcher Oberländer Gemeinde durchgeführt. An den Renntagen kommen jeweils bis zu 10 000 Besucher auf das Gelände. Nun hat ein Bauer, dem ein Teil des Areals gehört, ein Feld umgepflügt. Die Osterrennen können vorerst nicht mehr durchgeführt werden. Denn dafür verträgt es keine Unebenheiten auf dem Boden, zu gross ist die Verletzungsgefahr für die Pferde. So ist über Fehraltorf eine kleine Katastrophe hereingebrochen. Die Osterrennen sind nicht nur der sportliche, sondern auch der gesellschaftliche Höhepunkt im Leben des beschaulichen Dorfs. Inzwischen hat sich der Gemeinderat eingeschaltet: Mit einer Mediation will er zwischen dem BauerN und den Veranstaltern vermitteln. Mehr zu dieser ländlichen Posse hat die Bauernzeitung aufgeschrieben...

Cassis eröffnet Genfer Friedenswoche

Anlässlich der Eröffnung der Genfer Friedenswoche und der Einweihung des Erweiterungsbaus des Palais des Nations in Genf unterstrich Bundesrat Ignazio Cassis die Chancen der Digitalisierung: «Technologische Innovationen können bei der Prävention und der Bewältigung von Konflikten eine wichtige Rolle spielen. Digitale Werkzeuge helfen beispielsweise, Auslöser für kriegerische Auseinandersetzungen zu erkennen, Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht zu dokumentieren und vermisste Personen zu finden.» Der Aussenminister und EDA-Vorsteher hob in seiner Rede innovative Lösungen hervor, die von Organisationen mit Sitz in Genf angeboten werden, wie die von Swisspeace, dem Zentrum für humanitären Dialog, der Stiftung DiploFoundation sowie den Vereinten Nationen entwickelten Instrumente der «Cyber-Mediation». Mehr zu dem Auftritt vor zahlreichen Akteuren der internationalen Zusammenarbeit, die sich für Frieden und Konfliktprävention engagieren, gibt es hier...

Mediationszeitschrift für das Archiv

Und hier noch eine Kleinanzeige: Abzugeben an Interessierte ist von der Zeitschrift für Konflikt-Management, herausgegeben durch die Centrale für Mediation im Otto Schmidt Verlag, sind die Jahrgänge 2001 bis 2009 mit Jahresregister sowie Einzelhefte. Die Zeitschrift für Konfliktmanagement (kurz ZKM) war die erste eine interdisziplinäre Fachzeitschrift im deutschsprachigen Raum, die sich mit Konfliktmanagement und Mediation beschäftigt hat. Wer interessiert ist, melde sich bitte direkt bei Frau J. E. Hagendorff, Email j.e.hagendorff(at)posteo.de  

Veranstaltungen & Weiterbildung

Corona-bedingt gibt es derzeit weniger Weiterbildungsangebote. Einzelne Anlässe werden mit entsprechender Video-Software wie Zoom online durchgeführt. Bitte informiert euch bei den jeweiligen Veranstaltern, ob, wann und was stattfindet. Links zu Angeboten diverser Veranstalter finden sich bei www.mediation-ch.org

Newsletter im Archiv

Dieser Newsletter erscheint in sechs bis acht Ausgaben pro Jahr. Darüber hinaus erhalten unsere Mitglieder den Newsletter des Schweizerischen Dachverbands Mediation (SDM) zugestellt. Die Sammlung der vom Mediationsforum versandten Newsletter findet sich hier... Der letzte SDM-Newsletter (Ausgabe Dezember 2021) lässt sich hier abrufen...
Titelfoto: Annie Spratt / Unsplash