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Ausgabe: MFS Newsletter Januar 2023


Liebe Mitglieder
Eine Mediation ohne klärende Gespräche ist undenkbar. Es braucht sie bereits im Vorfeld, wenn die Beteiligten über Sinn und Zweck sowie über den Ablauf orientiert werden. Und auch die eigentliche Mediationssitzung findet in einer Gesprächssituation statt, die den Konflikt lösen soll. Was braucht es dafür?
Wie sich schwierige Gespräche zu einem guten Ende führen lassen, das ist eines der zentralen Themen in unserer Ausbildung und in der Mediationspraxis. Es hilft, sich die wichtigsten Grundsätze immer wieder einzuprägen und zu vergegenwärtigen. Was dazu gehört, hat kürzlich der «Beobachter» aufgelistet:  
Gut zuhören: In Konfliktsituationen neigen viele dazu, sich auf die eigene Meinung zu versteifen und dem Gegenüber keinen Raum zu geben. Auf das Gesagte eingehen, statt zu widersprechen. Die Anliegen würdigen und nicht bewerten.
Das Ziel vor Augen: Differenzen sind häufig sichtbarer als das gemeinsame Ziel. Im Gespräch immer wieder zurückkommen auf das, was beiden Konfliktparteien wichtig ist.
Optionen präsentieren: Nicht nur überzeugen wollen, sondern klärende Fragen stellen und mehrere Varianten und Optionen präsentieren. Sich für divergierende Ansichten interessieren.

Positiver Fokus: Statt in der Vergangenheit nach Schuldigen zu suchen, den Blick in die Zukunft richten. Was bringt die Parteien gemeinsam vorwärts? Welche Lösung nützt beiden?
Mehr dazu und weitere News aus unserem Umfeld finden sich in diesem Newsletter.
Im Namen des Vorstands
Stephan Burkart und Cindy Weishaupt (Co-Präsidium Mediationsforum)

In dieser Ausgabe


Was gute Gesprächskultur bewirkt
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Eine Mediation für orthodoxe Gäste in Davos
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Mediation half neuem Burgtheater-Intendant
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Mediation auf und hinter der Bühne
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Vermittler leben gefährlich
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Vater oder Mutter bleibt man lebenslänglich
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Neues Buch über Mediation bei Geiselnahmen
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Verband der Sinti und Roma organisiert Mediationsausbildung
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Mediations-Lehrfilme zum Download
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SDM-Kongress im Juni in Lausanne
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Save the Date: Ilanzer Sommer
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Archivierte Newsletter
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Was gute Gesprächskultur bewirkt

Was ist das Ziel eines Konfliktgesprächs? Viele überlegen sich das nicht und beginnen automatisch damit, Schuldige zu suchen. «‹Ich hab recht und du bist schuld› ist vielfach der wichtigste Punkt», sagt Elisa Streuli. Sie ist Dozentin am Institut für Angewandte Psychologie der ZHAW. Seit jeher würden Menschen Schuldige benennen wollen. Das trage dazu bei, das eigene Selbstwertgefühl zu schützen, sagt Streuli. Doch es kann zu einem Machtkampf führen, der alles noch schlimmer macht. Besser sei es deshalb, sich weniger auf die Schuldfrage zu konzentrieren und mehr darauf, wie sich der Konflikt in Zukunft vermeiden lässt. Das heisst auch: zuerst zuhören und die Gefühle des Gegenübers anerkennen. Jemandem seine Gefühle abzusprechen, verschärft den Konflikt nur. Der Beobachter widmet einen langen Beitrag dem Thema Konfliktgespräch...

Eine Mediation für orthodoxe Gäste in Davos

Die klare Luft, die gewaltigen Berge – orthodoxe Juden lieben die Schweiz als Urlaubsziel. Aber das stösst hier nicht immer auf Gegenliebe. Etwa 5000 orthodoxe jüdische Touristen reisen jedes Jahr in die Bündner Alpenstadt Davos. Dort ist Iris, 75 Jahre alt, tätig. Sie versucht bei Konflikten zwischen den Gästen jüdischen Glaubens und Einheimischen, Gewerblern und Behörden zu vermitteln. «Likrat» steht auf ihrem Hemd, hebräisch für «aufeinander zugehen». Die Autorin Isabel Pfaff war in Davos unterwegs mit Iris, der Mediatorin, die versucht, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Pfaffs Bericht erschien in der Süddeutschen Zeitung...

Mediation half neuem Burgtheater-Intendant

Er wird der erste Schweizer in dem Amt sein, das als das Höchste in der deutschsprachigen Theaterszene gilt: Stefan Bachmann wird Direktor am Burgtheater in Wien. Ab Sommer 2024 verantwortet er das Programm des renommierten Theaters. Bachmann stellt fest, dass sich das Theater derzeit massiv verändert. «Wir haben eine ganz starke Politisierung des Theaters», sagt Bachmann, der lange am Theater in Basel gewirkt hat. «Ich bin jetzt Mitte 50. In meiner Karriere wurde schon mindestens dreimal das Ende des Theaters verkündet. Es wird auch diesmal weitergehen. Ohnehin bin ich ein optimistischer Mensch. Das self-fulfilling Gejammer liegt mir nicht.» An seiner letzten Intendanz, in Köln, ereilten ihn Mobbingvorwürfe. Mithilfe einer Mediation habe er seine Führungskultur reflektieren und weiterentwickeln können. Die Sonntagszeitung hat mit Bachmann gesprochen...

Mediation auf und hinter der Bühne

In der Pandemie haben viele Schauspielhäuser die Arbeit an sich selbst verstärkt. Machtmissbrauch, Hierarchien, Sexismus, Rassismus, aber auch Arbeitsbedingungen: Nie wurde so viel darüber gesprochen, wie ein Theater besser zu führen sei, als in den vergangenen drei Jahren. Aber solche Entwicklungen verlaufen weder konfliktfrei noch linear im Sinne eines zwingenden Fortschritts. Die sogenannte Strukturdebatte an den Bühnen hat ein interessantes Stadium der beginnenden Unsicherheit erreicht, schreibt der Schweizer Theaterkritiker, Kulturjournalist und Autor Tobi Müller, der kürzlich eine viel beachtete Publikumsbefragung am Zürcher Schauspielhaus moderiert hat. Intendanten sollten schauen, wie Konflikte in Firmen moderiert und gelöst werden. Dass sie nicht einfach unliebsamen Beschäftigten kündigen können, sondern erst das Gespräch und dann die Mediation suchen müssen, wird nun auch am Theater zur Regel. Tobi Müllers Meinungsbeitrag erschien im Deutschlandfunk...

Vermittler leben gefährlich

Zivile Mediatoren vermindern die Waffengewalt in US-Städten. Als Antigewalt-Arbeiter bilden sie einen Puffer zwischen gewaltbereiten Bürgern und der Polizei. Dabei werden sie häufiger Opfer von Schiessereien als die Polizei. Waffengewalt ist in den USA einer der häufigsten Gründe für einen frühzeitigen Tod des Menschen, und sie betrifft junge schwarze Männer viel öfter, als ihrem Bevölkerungsanteil entspräche. 2020 wurden in den USA rund 19 400 Personen durch Schusswaffen umgebracht – 34 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dass der Einsatz der Mediatoren nützlich ist,hat sich immer wieder gezeigt. So ist eine Untersuchung in Denver zum Schluss gekommen: Werden medizinisch geschulte Leute statt Polizisten zu Situationen gerufen, in denen Menschen ausflippen oder Suchtmittel missbrauchen, geht die Zahl von Delikten im entsprechenden Polizeirevier deutlich zurück. Der Bericht über die Anti-Gewalt-Mediatoren erschien in der NZZ am Sonntag...

Vater oder Mutter bleibt man lebenslänglich

Dem Kontakt- und Sorgerecht für gemeinsame Kinder nach einer Trennung nimmt sich Mediationsblogger Ulrich Wanderer in seinem neusten Beitrag an. Er zeigt auf, wie nach einer Scheidung das Klima zwischen den Eltern und Kind(ern) möglichst angenehm bleiben kann. Eine klare Vereinbarung sei ratsam, auch wenn sie im besten Fall nicht gebraucht wird. Sorge-, Betreuungs-, Kontaktrecht und Kindesunterhalt sind schwierig genug zu verhandeln, hier brechen oftmals tiefe Wunden der Eltern auf, die dann auf dem Schauplatz des Kindeswohls ausgetragen werden. Doch selbst wenn nach oftmals langwierigen Sitzungen eine haltbare Vereinbarung gefunden wurde, ist diese oft nicht von Dauer. Das Kindeswohl dient hier als Argument, als Hebel, um die mühsam geschaffenen Vereinbarungen zu Sorge-, Betreuungs- und Kontaktrecht wieder über den Haufen zu werfen. Beim Kindesunterhalt reichen Veränderungen im Einkommen bzw. der Bemessungsgrundlage und die diversen Alterssprünge. Umso wichtiger ist es, bei der Scheidungsmediation nicht nur auf die einzelnen Punkte zu achten, sondern vielmehr das Gesprächsklima zwischen den Eltern im Auge zu behalten. Die Thematik mit all ihren Anhängen ist mit dem 18. Geburtstag erledigt, die Unterhaltszahlung dauert dann oft noch ein paar Jahre, ist aber auch irgendwann Geschichte. Vater oder Mutter bleibt man lebenslänglich, schreibt Ulrich Wanderer. Sein Blog findet sich beim «Standard» in Wien...

Neues Buch über Mediation bei Geiselnahmen

Der Autor Daniel Levi ist als Anwalt in den USA tätig und leitet gleichzeitig die Liechtenstein Foundation for State Governance. Zweck der gemeinnützigen Stiftung, die im Jahr 2009 vom Fürsten von Liechtenstein ins Leben gerufen wurde, ist, ein Wissensinstrumentarium für Entwicklungsländer zu entwickeln und weiterzugeben, mit denen die Verantwortlichen der betroffenen Länder dort selbst agieren können. In den letzten Jahren hat sich der Wirkungsbereich der Stiftung in Richtung Mediation in Kriegszonen wie Libyen, Syrien oder im Jemen entwickelt. Levin beschreibt in seinem neuen autobiografischen Buch, wie die Geschäfte mit Geiseln in Syrien funktionieren. «Zwanzig Tage – die atemlose Jagd nach einer vermissten Person im Nahen Osten» heisst der Titel seines Buches, das im Verlag Elster und Salis, Zürich, erschienen ist,,.

Verband der Sinti und Roma organisiert Mediationsausbildung

In Singen, keine fünf Kilometer hinter der Grenze zum Kanton Schaffhausen, haben vier Schulmediatorinnen ihre Arbeit an der Johann-Peter-Hebel-Schule aufgenommen. Ihre einjährige Ausbildung hat der Verband der Sinti und Roma organisiert, finanziert wurde sie aus Mitteln der EU und des Verbandes. Zum Abschluss gab es ein Zertifikat, das feierlich von Singens Bürgermeisterin Ute Seifried im Rathaus überreicht wurde. Die vier Mediatorinnen (im Bild mit dem Schulleiter) stehen nun für Gespräche und für die Vermittlung im Konfliktfall den SchülerInnen, Eltern und Lehrpersonen zur Verfügung. Der Raum Singen gilt als wichtiges Kerngebiet der Jenischen, rund 800 Menschen der Volksgruppe leben in der Region. In der Schweiz sind es geschätzte 35000. Mehr dazu im Singener Wochenblatt...

Mediations-Lehrfilme zum Download

Das Münchner Institut für Mediation verkauft seine beiden von Mediatorin Maria Marshall konzipierten Lehrfilme zu Scheidungs- und Erbmediation neu auch als Download. Bisher gab es nur das Format DVD, das mangels Laufwerken auf vielen Computern nicht mehr funktioniert. Die Filme bieten wertvolles Material sowohl für die Lehre als auch für die Mediationspraxis. Die darin dokumentierten Mediationen beruhen auf der Verknüpfung theoretisch und didaktisch nützlicher fiktiver Versatzstücke und folgen den in der Praxis erworbenen Erfahrungen der Mediatorin. Die DVD ist so angelegt, dass die (Laien-)DarstellerInnen ihre Rollen in der Interaktion mit der Mediatorin spontan ausgestalten können. «Szenen einer Scheidungsmediation: Ein Fall für Drei» und «Die Erbschaft, ein Fall für Vier». 30 und 20 Fr., zusammen 45 Fr. Details und Bestellmöglichkeit...  

SDM-Kongress im Juni in Lausanne

Am 16. und 17. Juni 2023 findet in Lausanne der 12. Schweizerische Kongress der Mediation SDM statt. Das Thema und Leitmotto lautet: Mediation – Schlüsselkompetenz für eine Gesellschaft im Umbruch. Die zunehmende Komplexität unserer vernetzten Welt führt zu Konflikten auf allen Ebenen: Geopolitische Spannungen auf dem Planeten entladen sich im Krieg in Europa; gleichzeitig bringen die gesellschaftliche Polarisierung und wachsende Herausforderungen in der Arbeitswelt belastende Konflikte bis in unsere Familien und privaten Beziehungen. Der SDM Kongress 2023 richtet sich erstmals an ein breites Publikum aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft, um gemeinsam die Rolle der Mediation für die Zukunft unserer Gesellschaft zu reflektieren. Das Organisationskomitee arbeitet derzeit an der Vorbereitung dieses wichtigsten Mediationsevents der Schweiz. Wer sich mit engagieren möchte, nehme bitte Kontakt auf mit Jonas Nakonz (Präsidium), Christiane Brem, Amina Chaudri, Karin Frei, Pascal Gemperli oder Lea Suter. Kontakt: jonas.nakonz(at)mediation-ch.org oder 076 464 36 27.


Save the Date: Ilanzer Sommer

Was sagt das Zukunftsgefühl? «No future» oder «Go future»? «Zukunftswut – Zukunftsmut» lautet das Thema des nächsten Ilanzer Sommers, dessen Programm derzeit in Vorbereitung ist. Stattfinden wird die vom Forum für Friedenskultur organisierte Veranstaltung in diesem Jahr vom 9. bis zum 13. August 2023. Neue Geschäftsleiterin des Forums ist Susanne Morger. Die Organisationsentwicklerin übernimmt die Stelle von Adi Blum. Details zum Ilanzer Sommer gibt es hier: ilanzersommer.ch

Archivierte Newsletter

Dieser Newsletter erscheint in sechs bis acht Ausgaben pro Jahr. Redaktion: David Strohm. Darüber hinaus erhalten unsere Mitglieder den Newsletter des Schweizerischen Dachverbands Mediation (SDM) zugestellt. Die Sammlung der vom Mediationsforum versandten Newsletter findet sich hier... Der SDM-Newsletter (Ausgabe Dezember 2022) lässt sich hier abrufen...
Fotos: Unsplash. Titelbild: Stefan Widua